Messer und Gabel, auch Besteck genannt...

Woran erkennt man Deutsche in Amerika? Am Aussehen? Ne, nicht wirklich. Am deutschen Akzent? Hm, vielleicht. Die nehmen richtiges Geschirr mit zum BQQ? Ja, aber das ist nicht worauf ich hinaus will. Nein, die richtige Antwort ist: „Sie können mit Messer und Gabel essen. Gleichzeitig.“

Jetzt habt ihr sicher ein paar Fragezeichen im Gesicht. Jo, des kommt vor. Bei mir sogar öfters seit ich hier wohne.

besteckAlso, ich versuch’s euch zu erklären. Während wir schon im zarten Kindesalter lernen, dass man die Gabel in der linken und das Messer in der rechten Hand hält, und auch beide gleichzeitig benutzen kann, was konkret bedeutet, dass zum Beispiel die Gabel das Steak festhält, während man mit dem Messer ein mundgerechtes Stück abschneidet und sich dann dieses Fleischstück mit der Gabel in der linken Hand Richtung Mund und eben in diesen hineinführt, sieht das beim Amerikaner ein klitzekleinwenig anders aus.

Es gibt prinzipiel zwei Strategien und ich hab beide schon mehrfach beobachtet. Es ist immer wieder zum kieken.


Strategie Nummer 1:

Auch „ich-jongliere-mein-Besteck-kontinuierlich-in-der-Gegend-rum-Strategie“ genannt. Was folgendes bedeutet: Der Amerikaner startet ganz ‚normal‘ mit der Gabel in der linken und Messer in der rechten Hand. Let’s say wir haben einen Batzen Fleisch mit Gemüse und Pommes auf dem Teller. Der erste Happen Fleisch wird geschnitten. Dann geht das eigentliche Schauspiel los. Das Messer wird am Tellerrand abgelegt, die Gabel mit dem Essenbrocken dran von der linken in die rechte Hand verfrachtet, und die rechte Hand schiebt das Happahappa nun in den Mund.
Die Gabel wandert zurück in die linke Hand, das Meser wird mit der rechten Hand wieder aufgenommen und das Spektakel startet von vorne.

Ein ganz klarer Vorteil dieser Methode: man/frau isst (ein bisschen) langsamer.
Nachteil: unnötig viel Arbeit, die Gefahr von herunterfallendem Besteck beim Jonglieren, Essen das nicht auf der Gabel bleibt...


Strategie Nummer2:

Auch „ich-schnibbel-mir-erst-alles-klein-lass-es-dabei-kalt-werden-und-schling-es-dann-rein-Strategie“ genannt. Heisst im Klartext, der Amerikaner nimmt Messer und Gabel in die rechte bzw. linke Hand, schnibbelt alles was auf dem Teller ist in mundgerechte Stücke, legt das Messer zur Seite, wechselt die Gabel von der linken in die rechte Hand und fängt dann endlich mal an zu essen.

Vorteil dieser Methode: schlingen was das Zeug hält.
Nachteil: kaltes Essen, vielleicht? Naja, wirklich elegant sieht es halt auch nicht aus...


Natürlich gibt es auch Amerikaner die ganz ‚normal‘ (so wie wir) mit Messer und Gabel essen. Aber man sieht es nicht besonders oft. Die Mehrheit wendet entweder die eine oder die andere Methode an. Eine Begründung ist z.B. dass die linke Hand ja die ‚schwache‘ Hand sei (also bei den sogenannten ‚righties‘ = Rechtshändern). Frei nach dem Motto, wenn ich mit links nicht schreiben kann, dann kann ich auch nicht mit links essen.

Eine andere, etwas lustigere Erklärung geht auf den Wilden Westen zurück und besagt, dass früher beim Essen der Revolver immer mit der linken Hand auf dem Schoss oder auch gleich auf dem Tisch gehalten wurde. Was wiederum bedeuten würde, dass alle (Möchtegern-) Cowboys Linkshänder waren?

Ich maße mir bestimmt nicht an, hier von schlechten Tischmanieren zu sprechen, nur weil man ein bisschen das Besteck zwischen den Händen hin und her transportiert. Jedoch ist der Anblick selbst nach knapp 3 Jahren in den USA immer noch ungewohnt ,dafür aber lustig anzusehen!