Elefantenrennen oder der Kampf Supermarkt gegen Paketzusteller

Meine morgendliche,  ca. 45min dauernde Autofahrt ist in der Regel ziemlich ereignislos. Die ersten 5 Meilen geht es noch durch‘s Städtchen mit eher mehr als weniger in Reihe geschalteter roter Ampeln, bevor ich dann auf die Interstate 88 West einbiege, was übrigens die perfekte Richtung ist, da sich morgens alle Welt Richtung Chicago (Osten) quält... Die nächsten 25 Meilen muss ich dann normalerweise den Fuß weder auf’s Gas noch auf’s Bremspedal bewegen, Tempomat und wenig Verkehr sei Dank.

Gestern Morgen biege ich also noch etwas schlaftrunken auf die Interstate ein, erreiche gerade so meine anvisierten 60mph, als ich, wrummm, von einem LKW überholt werde. Oh, Target wartet offensichtlich auf Lebensmittelnachschub. Kurze Zeit später, wrummm, der nächste LKW. Aha, auch Meijer hat scheinbar kein Happa Happa mehr. Ich kucke auf den Tacho, um mich zu vergewissern, dass ich nicht eingeschlafen bin. Hm, 60mph, 5 mehr als erlaubt, also im grünen Bereich sollte man meinen. Nicht so für die zwei LKWs vor mir, die anfangen, sich einen erbitterten Kampf um die Supermarktherrschaft zu liefern. Naja, denke ich mir, noch ein paar Minuten, dann werden die erlaubten 55mph auf sagenhafte 65mph (nur für Autofahrer!) aufgestockt, dann krieg ich euch. Doch auch 70mph bringen mich den Brummis vor mir nicht wirklich näher.

elefantIch trau mich, nochmal 2mphs draufzulegen und halte dabei fleißig Ausschau nach am Straßenrand stehenden Polizeiautos, Sheriffs, County Officers oder was sonst nichts Besseres zu tun hat, als zu warten, bis einer mit unerlaubtem Speeding an ihnen vorbeirauscht. Nicht, dass ich 115kmh als Speeding bezeichnen würde, im Gegenteil, aber lassen wir das. Es vergeht hier auf jeden Fall kein Tag, an dem ich nicht mindestens ein Polizeiauto sehen würde, das entweder gerade einen (wahrscheinlich total unschuldigen) Speeder verhört, durch Wohngebiete schleicht (wie im Film) oder einfach nur an der Straße wartet (auch wie im Film!) bis einer was Unerlaubtes tut. Es ist kein Spaß. Kein Spaß ist auch, dass, wenn man beim Speeden oder sonstigen Unanständigkeiten erwischt wird, dies an die Versicherung gemeldet wird, man daraufhin eine Einstufung als „dangerous driver“ erhält und somit die Versicherungspolice in die Höhe schnellt. Dies gilt es unter allen Umständen zu vermeiden, da unsere deutsche Fahrerfahrung (wie könnte es auch anders sein) hier nicht anerkannt wird und wir wieder als „Anfänger“ unterwegs sind. Was das für die Höhe der Autoversicherung bedeutet, muss ich nicht näher ausführen…
Übrigens, wenn es zur Diskussion mit einem Officer kommen sollte, bringt dann auch (etlichen Erfahrungsberichten zufolge) das Argument „born in se länd of se ohtobähn“ einen nicht mehr weiter... aber ich schweife ab…

Die nächsten paar Meilen schleiche ich mich also indianerlike an die Brummis an. Als ich anfange zu überlegen, ob ich es verantworten kann nochmal 1-2 mphs draufzulegen, entscheidet sich Meijer, dass er dem Target jetzt zeigt, wo der Bartel den Moscht holt. Er zieht links rüber. 5 Meilen später  ist Meijer gleichauf mit Target, als plötzlich, oh nein, auch noch Fedex ins Geschehen mit eingreift. Die nächsten 10min versucht Supermarkt an Post vorbeizukommen, doch Pakete sind offensichtlich wichtiger als Essen, Fedex beschleunigt, Meijer gerät ins Hintertreffen und Target hat nun die Chance rechts am Konkurrent vorbeizuziehen…

Leider hab ich keine Ahnung wer am Ende gewonnen hat, da gerade als Target (rechts) so ungefähr zur Hälfte auf Meijer (links) aufgeschlossen hat, ganz plötzlich meine Ausfahrt da war. Schade, so eine spannende Autofahrt hätte ich gern öfters…