Freitagmorgen...

...oder wie „lustig“ doch eine gewisse Company Policy ist.

Erstmal muss ich mich entschuldigen. Unser Kurztrip nach San Francisco ist schon ein paar Wochen her und der Reisebericht steht noch aus. Die Bilder sind schon online und ich verspreche hoch und heilig, unsere Erlebnissen noch vor dem nächsten Urlaub (der gar nimmer so lange hin ist...) zu berichten.

Aber zurück zum besagten Freitagmorgen. Ganz zu Beginn meines amerikanischen Arbeitsleben habe ich ja jeansschon mal über eine berühmt-berüchtigte Kleiderordnung gelästert. Keine Jeans von Montag bis Donnerstag. Fein. Ist ja auch sehr einleuchtend. Natürlich konnte ich meine Klappe nicht halten und habe allerhand Leute nach dem Sinn und Unsinn dieser Regel gefragt. Und surprise, surprise, keine einzige Person in dem Laden konnte mir eine Erklärung liefern. Mehr als einmal huschte mir dabei ein süffisantes Lächeln übers Gesicht...
Eines wunderschönen Tages im August eröffnete mir dann mein Chef (OHNE dass ich ihn danach gefragt hätte...), dass ich, wenn ich wollte, Jeans auch unter der Woche tragen könnte. Schließlich sei ich ja viel in der Produktion unterwegs und auch das Raw Material Handling wäre nun mal nicht das sauberste. Nur natürlich wenn wir Kundenbesuche hätten, dann...ja, ja, schon klar. Eine Woche später musste ich mich doch tatsächlich schon rechtfertigen, dass ich noch keine Jeans trage. Hallo??!! Bei 35°C im Schatten? Ne, ne, da bleib ich doch lieber bei Capris (hab ich auch in Denim..hä..hä).Jetzt aber ist es fast Winter und ab und zu „traue“ ich mich doch tatsächlich ganz ordinäre Bluejeans auch unter der Woche zu tragen. Ach wie schön. Schon hab ich wieder einen Grund zum Shoppen gefunden. OK, anderes Thema.

Also, warum ich aber eigentlich wieder auf dieses (leidige) Thema zurückkomme hat genau zwei Gründe:

1) In meiner Abteilung gab es letzte Woche einen Neuzugang. Unsere neue Kollegin arbeitete die letzten Jahre in der Produktion und hatte somit keine „ach nö es ist ja noch nicht Freitag und ich darf noch keine Jeans anziehen“ Probleme. Sieht jetzt in der Qualität natürlich ganz anders aus. Auf jeden Fall dauerte es keine 3 Tage bis die Company Policy ausgedruckt und entsprechende Passagen gelb markiert auf ihrem Schreibtisch lag. Anonym versteht sich. Es ließ sich dennoch recht leicht vermuten, wer dahinter steckte. So ein chicken shit. Ich konnte es mir nicht verkneifen, am selben Tag (nicht Freitag) noch demonstrativ, mit Bluejeans bekleidet, an ein paar bestimmten Personen vorbeizutänzeln. Warte jetzt nur noch darauf, dass ich den Wisch auch bekomme. Freu mich schon drauf! Laughing

2) Jetzt aber der Oberhammer. Kundenbesuch. Und nicht irgendeiner. Ein wichtiger. Donnerstag und Freitag. Und jetzt ratet mal, wer am Freitag morgen in ausgewaschenen Jeans, Schlabbershirt und Turnschuhen dasteht?! Mir ist die Kinnlade runter geklappt und ich war mal so richtig sprachlos. Bin es eigentlich immer noch.

 Und jetzt erklär mir mal einer den Sinn von Casual Friday!

4th of July Wochenende

Wir nahmen das verlängerte Wochenende, sowie das gute Wetter zum Anlass, den nächsten Bundesstaat auf unserer Liste etwas näher zu erkunden: Michigan.

Im Silver Lake State Park angekommen sahen wir auf einen Blick worum es hier ging. Größer, lauter, besser. Offroadfahrzeuge in allen erdenklichen Farben, Ausführungen und Variationen. Auch wir wollten mit „unserem“ Allrad in die Dunes. Kann doch nicht sooo schwierig sein, damit im Sand umher zu heizen, oder?! Die Silver Lake Dunes sind übrigens die einzigen Dunes weit und breit, in denen man mit Privatfahrzeugen rumdüsen darf. Zuerst mussten wir allerdings eine Fahne (kaufen und) installieren und Luft aus den Reifen lassen, bis diese etwas eingeknickt aussahen. Dann ging es los.

Ich brauch nicht viel zu erzählen, außer, dass es einen Heidenspaß macht. An manchen Dünen gab unser „Haschi“ auf und wir mussten rückwärts wieder runter, aber allein der Spaß sich in den Sand einzubohren war es wert. Und was sich alles in den Dunes rumtrieb. Von Ottonormalautos (wie unseres), Quads, Mopeds, aufgemotzten Trucks und reinen „Wüstenrennern“ war alles dabei...

Camping11Den Abend ließen wir dann gemütlich auf dem Campingplatz mit einem leckeren BBQ ausklingen. Dort lernte ich auch meine nächste Amerika Lektion. Wir kamen uns auf dem Platz, der uns (Auto, Zelt, 2 Personen) zugeteilt wurde, etwas verloren vor. In Italien würde man da locker nochmal 3 Zelte unterbringen. Doch es gibt einen Grund, warum die Campingplätze so riesig sind. Dazu muss ich hinzufügen, dass ich bis jetzt nie kapiert habe, warum Pickup-Trucks hier so beliebt sind. Doch das Bild fügte sich zusammen, als unser Nachbar anreiste....Ein Riesenpickup-Truck mit Riesen-Aufliegeranhänger (aha...unagi...), und dahinter noch ein Anhänger mit einem Boot. Jo, so wird hier gecampt! Und daneben wir mit kleinem Zelt und kleinem Auto...

Zur allgemeinen Erheiterung trug auch ein Minigolfmatch bei, das ich souverän mit einem Punkt Vorsprung gewann! Der für mich erste Ausritt auf einer Ranch ging auch glimpflich aus, da die mir netterweise das sanfteste Pferd zuteilten. Nicht, dass ich den Gaul sonderlich gut unter Kontrolle hatte, aber zumindest hat er mich net abgeworfen. In „Holland“ (ja, so heißt das Städtchen) kuckten wir uns noch eine importierte, immer noch arbeitende Windmühle an, und eine nette junge Dame, „original“ mit Holzschuhen und so bekleidet erklärte uns, wie denn das so mit dem Korn und Mehl funktioniert. Ach ja, die Europäer...

Ein paar mehr Eindrücke von unserem Wochenende gibt’s hier...


 

Ein Jahr USA - Teil 2

Zuerst ein kleiner Nachtrag zu Teil 1, mir ist da noch was eingefallen:

Eis: also, nicht das Eis an und für sich, sondern die „Größe“. So was wie „Bolla“ gibt es hier nicht. Und selbst die Kinderversion (vorausgesetzt verfügbar...) ersetzt ein Mittagessen...ist mir einfach zu viel...

Chips: Bruno (ich nicht sooo sehr) vermisst ganz arg gute, würzige, scharfe Paprika Chips. Es gibt zwar Tonnen an Chips hier, aber meistens halt nur salzig oder nur scharf. Der Würze Kick fehlt ein wenig.

German-FlagKommen wir jetzt aber zum zweiten Teil unserer USA Bilanz. Was werden wir vermissen, wenn wir mal wieder den Weg nach Hause finden:

Sonntagsöffnungszeiten: nicht, dass es unbedingt notwendig wäre, aber es ist saumäßig praktisch und wir nutzen es gerne aus, da unter Woche sowieso für nichts Zeit bleibt und es schön ist, nicht alles am Samstag unterbringen zu müssen. Und wenn wir schon beim Thema shoppen sind. Man kann jeden Scheiß (und wenn es nur ein Kaugummi ist) mit Kreditkarte bezahlen. Genau dafür wurde Plastikgeld erfunden! Und wenn man doch mal Bargeld braucht muss man nicht unbedingt zum Geldautomat (jede Bank hätte übrigens Drive Through Automaten), man kann sich im Supermarkt auch einfach Cashback (wahrscheinlich wissen die meisten jetzt nicht wovon ich eigentlich rede, aber egal…) geben lassen. Rewe hat das vor geraumer Zeit auch eingeführt. Bruno und ich haben uns gefreut wie die Schneekönige, mussten dann aber mit Schrecken feststellen, das Rewe zwar großartig ist im Schilder aufhängen, von wegen dass es ab sofort an der Kasse Cashback gibt, aber keine einzige Kassiererin darin schult, was das überhaupt ist und wie man es in die Kasse einhackt. Tja, wir haben für mehr als eine längere Schlange hinter uns gesorgt…

Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft: sei es die Bedienung im Restaurant, das Personal im Laden oder die Leute auf der Straße. Nett, freundlich, hilfsbereit und noch nie habe ich den Satz „dafür bin ich nicht zuständig, fragen Sie meinen Kollegen“ gehört. Auch von der Einstellung mit der die (meisten) Leute hier durchs Leben gehen könnte sich manch Deutscher noch was abschneiden. Positiv und daran glaubend, dass man es „schaffen“ kann. Viel weniger rumgejammere und rumgemotze wie schlecht es einem doch geht...

Niedrige Energie- und Benzinkosten: ich halte die gnadenlose Verschwendungssucht (V8 und 6l Motoren, schlecht isolierte Häuser, überklimatisierte Supermärkte...) hier bestimmt nicht für gut, doch die Preise für Strom, Gas und Benzin sind in Deutschland einfach mal abartig hoch und meiner Meinung nach komplette Abzocke.
Die Hitzewelle der letzten Wochen hat wieder gezeigt, wie wir doch an ‚unserer‘ Klimaanlage (die grad auf Dauerbetrieb läuft) hängen. Den Stromverbrauch haben wir zwar gerade mal locker verdreifacht, doch trotzdem bleibt die Stromrechnung in einem bezahlbaren Rahmen (ein kleiner Schock war es trotzdem…). Speziell deutsche Unternehmer sollten sich langsam aber sicher mal Gedanken darüber machen, ob die Investition es nicht doch Wert wäre. Die nächste Hitzewelle in Deutschland kommt bestimmt…irgendwann…

Riesenkühlschrank: Anfangs von mir stark belächelt, doch auch ich halte den Wasserspender und Eiscrusher mittlerweile für lebensnotwendig.

Steaks und Burger: Wenn die Amerikaner eines können, dann ist es richtige gute Steaks und Burger zu brutzeln. Da kommt nix daheim mit. Nix.

Netflix: Wie werde ich diesen Streamingservice vermissen. Filme und Serien auf Knopfdruck. So viele und so oft ich will. Für läppische 10 bucks im Monat.

Ampeln auf der anderen Straßenseite: back in Germany wird es dann wieder Kopfverrenken geben. Aber vielleicht werden ja ab sofort mehr ‚doppelstöckige‘ Ampeln gebaut. Großartige Idee! In Wangen begutachtet und für absolut nutzlos eingestuft. So kann man auch Geld ausgeben wenn man zu viel hat…

Öffentliche Klos: Es gibt überall öffentliche ‚Bathrooms‘. Und wenn ich sage überall, dann meine ich überall. An Rastplätzen, in Bahnhöfen, an Seen. Und wenn es nur ein Dixi ist. Öffentlich, in gutem Zustand, sauber und KOSTENLOS. Keine am Straßenrand stehenden Männer mehr, kein „ich lauf rückwärts wieder raus und such mir doch lieber einen Busch“, keine unverschämten 70 cent (oder ist es inzwischen noch mehr geworden?) mehr für einmal Wasserlassen!
Vielleicht sollte ich noch dazu sagen, dass man für öffentliches Pinkeln ein Knöllchen (oder schlimmer) kassieren kann…

Heinz 57 Soße: Geile BBQ Soße, irgendne wunderbare Mischung zwischen Ketchup und Curry Soße. Lecker! Vielleicht könnte mir jemand sagen, ob das daheim auch schon erhältlich ist, dann muss ich mal nicht den halben Container damit vollladen…

Billige Klamotten: Shoppen hier macht richtig Spaß. Vernünftige Preise für Jeans (nicht dass ich gerade unter der Woche übermäßig viel tragen würde/könnte/dürfte…), T-Shirts, Sportklamotten und vieles andere. Dazu noch jede Menge Coupons und jede Woche ein anderer Sale (end of winter, end of summer, back to school, end of school, 4th of July, Memorial Day….kann sie gar nicht alle aufzählen…). Ach ja, das Frauenherz schlägt höher…

Bottom Breathers: Netter Verein, super Leute, tolle Aktivitäten!